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Romulo Kuranyi

Aktuelle Ausstellung MAC 2

Romulo Kuranyi

Pop-Art
MAC 2

MAC2, Level 1

 

„Meine Kunst ist eine emotionale Liebesgeschichte.

Diese Beziehung mit der Welt zu teilen ist mein wahres Kunstwerk.“

 

Wenn Romulo Feliciano Kuranyi zu zeichnen beginnt, wird er gleichsam zum Dichter. Seine Hand scheint sich zu verselbstständigen. Die vielen Punkte und Linien verflechten sich immer weiter und beginnen nach und nach eine bunte Geschichte zu erzählen. Sie handelt von seinen Wurzeln in Brasilien, verschiedenen Kulturen und der Fülle menschlicher Begegnungen, die ihn seit seiner Kindheit geprägt haben. Nahezu alle Emotionen, die der Mensch zu fühlen imstande ist, liegen hier dicht beieinander und tritt man einen Schritt zurück, wird man Zeuge, wie die einzelnen Elemente miteinander verschmelzen und sich zu einer kraftvollen Einheit transformieren: Hier und Jetzt. Noch während das Kunstwerk spricht, scheint es selbst lebendig geworden zu sein. Hinterher fühlt man sich ein Stück reicher. Hat Vertrautes gesehen und doch etwas ganz Neues erfahren. Ein Widerspruch? Und ob. Kuranyis Werke haben generell etwas Gegensätzliches, sind verspielt und zugleich direkt. Gleichermaßen unbefangen, wie ausgereift. Schlicht und verwoben. Die Formsprache indigener Völker trifft auf Pop-Art à la Matisse. Gegensätze, die den Blick fesseln, denn sie zeigen, wie das Leben wirklich ist: eindeutig, bunt, lebendig, verworren – ein glasklarer Widerspruch.

Ob mit Tusche, Acryl oder Lackstift – Kuranyis Handschrift ist unverwechselbar. Wer sie einmal gesehen hat, erkennt sie immer wieder. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft zur Kunst. Als Sohn eines in Paris geborenen Künstlers und einer brasilianischen Schriftstellerin wurde er von klein auf durch die verschiedenen Einflüsse seiner multikulturellen Familie und deren künstlerischem Schaffen geprägt. Die frühe Begegnung mit indigenen Völkern faszinierte ihn nachhaltig und kommt in seinen Arbeiten stets zum Ausdruck.

Seine Geschichte erzählt Kuranyi an vielen Orten: Leinwänden, Wandflächen, Holz, Aluminium, Leder oder als Auftragsarbeit auf einem 3,5 Millionen teurem Bugatti mit 1.500 PS – der vermutlich schnellsten Leinwand der Welt. Damit sind die seit 2013 öffentlich ausgestellten Kunstwerke Kuranyis ebenso vielfältig, wie das Leben selbst. Sein Debüt feierte Kuranyi 2013 im Carousel de Louvre in Paris. 2017 stellte er einige seiner Werke zusammen neben Künstlern wie Wilm Delvoye und Stephan Balkenhol bei der Ausstellung PEACE LOVE AND LIGHT in Frankfurt am Main aus. Im Museum Villa Seiz waren 2021 zwei seiner Werke bei TRIBUTE TO BOB DYLAN in Schwäbisch Gmünd ausgestellt und auch in der Outletcity Metzingen war Kuranyi als Teil des Stuttgarter Künstlerkollektivs PLATTFORM11 vertreten. Im Rahmen des Entrepreneur of the Year Award 2021 in Berlin gestaltete Kuranyi den EY Audience Award vor laufender Kamera. Für die STABILO International GmBH ist er seit 2021 europaweit in der Werbekampagne des neuen Acrylmarkers STABILO FREE zu sehen.

Romulo Feliciano Kuranyi wurde am 16.03.1989 in Petropolis, Brasilien, geboren und lebt heute mit seiner Familie in Stuttgart.

 

Laudatio von Thomas Warndorf:

Romulo Kuranyi
„EINE LIEBESGESCHICHTE“

MAC Museum Art & Cars Singen
Vernissage am 28. September 2023, MAC 2

 

Diese Kunst springt dich an. Ein Blick auf die Malgründe, auf diesen Dschungel aus Farben und Linien, und Du fühlst dich erobert. Es ist, als sauge das Bild dich auf, als sei ein Füllhorn der Gefühle über dich ausgeschüttet und setze dich mitten hinein in ein Kraftfeld, genährt aus Emotion, Natur und Menschlichkeit.

Romulo Kuranyi heißt der junge Mann, der mir von seinem Leben und seinen Emotionen erzählt und kaum beginnt er damit, merke ich, dass seine Existenz und seine Kunst eine Einheit sind, er ohne seine Kunst nicht leben würde und seine Kunst nur lebt, weil jedes seiner Werke immer er selbst ist.

Wir neigen bei unseren Überlegungen zur Kunst ja gerne dazu, Künstler oder Künstlerinnen nach biographischen Quellen oder Einflüssen zu fragen, also nach den Wirkungen der Außenwelt und der persönlichen Lebensgeschichte auf die Bilder, seien sie nun gegenständlich oder abstrakt. Diese Frage kann man bei Romulo Kuranyi natürlich auch stellen. Geboren wurde er in Brasilien, der Vater ist Deutscher, die Mutter Brasilianerin, die Großeltern aus Ungarn und Norwegen. Ein Kaleidoskop der Nationalitäten, eine Symbiose, ein Netzwerk aus unterschiedlichsten Einflüssen und Umständen. So könnte man also seine Bilder betrachten und nach all den Spuren seines Lebens suchen. Man wird fündig. Die Frage nach indigenen Einflüssen beantwortet Kuranyi so: Ja schon, aber eigentlich ist die Kunst der Indigenen eine überall gültige Weltkunst, die Aborigines machen solche Kunst, die Völker Afrikas, die Inuit. Das sind keine lokalen Empfindungen, sondern das ist alles überall immer in den Menschen gesammelt, als Magie, als Zauber, also auch in ihm. Ein Wissen, das sich in Träumen äußert, als Religion, als Erzählung, als Bildübersetzung, als soziales Konstrukt. Oder es lassen sich Einflüsse der französischen nachimpressionistischen Malerei in diesen Werken finden. Die wilden Farben der Gruppe der „Fauves“ von Henri Matisse bis Pierre Bonnard, die in überbordenden und wuchernden Ornamenten die Bildräume füllten, ohne den Sinn für Schönheit aufzugeben. Weiter mag man an Stilelemente aus Pop-Art und Street-Art denken, wenn man die Spontanität seiner Arbeiten einordnen wollte. Aber es ist nicht der richtige Zugang, weil Romulo Kuranyi Malstile und markt-aktuelle Richtungen oder Maßgaben der Galeristen-Szene gar nicht als Vorlagen oder Orientierung verwendet oder sucht.

Bevor ich weiter darauf eingehe, ein Hinweis auf eine andere Ausstellung bei uns im MAC 1. Norman Liebman: Ein amerikanischer Traum. Da geschieht ähnliches in den Bildern, die gleichfalls aus Gefühl und Menschlichkeit geboren sind und den Betrachter animieren können, sich selbst zu erforschen und zu finden. Es lohnt sich, beide Ausstellungen zu besuchen und dabei eine Entdeckung zu machen. Nämlich, dass Kunst eine Praxis ist, individuelle Emotion ebenso spontan wie authentisch in Farbe und Linie zu transformieren. Liebman endet Ende Oktober, man sollte mit dem doppelten Seherlebnis Liebman/Kuranyi nicht warten.

Romulo Kuranyi sucht nicht. Es war alles schon immer da. Seine Bilder: eine Selbstfindung. Alles war schon immer da, in ihm angelegt. Er hat es nur lange Jahre nicht gemerkt, sagt er, dass seine Kunst er selbst ist, dass alles Wissen um seine Bilder längst in ihm gesammelt war. Gemalt habe er immer und die Malerei hat ihn immer begleitet – aber lange war sie ein Begleitprogramm seines beruflichen Daseins, zwar anerkannt und gefördert von jenen, die die besondere Einmaligkeit der Arbeiten entdeckt hatten. Aber Romulo, beruflich erfolgreich, beließ es dabei, auf keinen Fall von seiner Kunst leben zu wollen. Es war die Lebensphilosphie seines Vaters gewesen, dass man von der Kunst nicht leben könne. Dieser Philosophie folgte er. Bis ihm klar wurde, dass er sich entscheiden musste. Das war vor etwas mehr als drei Jahren, als alles an Bildideen, an Farbträumen, an malerischen Momenten in seinen Gedanken, alles, was seine Gefühle, sein Gespür, seine Empfindungen bis dahin gesammelt und gespeichert hatte, immer mehr auf die Malgründe, auf Leinwand, Metall, Papier, was immer, förmlich herausdrängte. Und schließlich zur Entscheidung führte, ich male professionell, ich lebe davon, weil ich das kann. Was daraus entstanden ist, das bekommen wir hier heute zu sehen.

Von solchen Momenten erzählt er und von seiner Freude, seine Bestimmung dann schließlich doch in der Kunst gefunden zu haben. Erst, als er beschloss, von seiner

Kunst zu leben, wurde ihm dieses Geschenk immer klarer. Dieses Wissen, dass er seine Art zu malen, immer in sich selbst nachfühlen kann, dass er ohne große Planung und Vorüberlegung spontan aus dem Bauchgefühl auf den Malgrund, auf Automobile bis hin zu einem Bugatti Veyron, einfach überall, auch in die Ausgestaltung ganzer Räume, sein ganzes Ich übertragen kann, das gab und gibt ihm die Freiheit, authentisch zu bleiben, nicht in Serienarbeit zu verfallen, nicht auf Bestellung zu arbeiten, wenn sein Gefühl ihm davon abrät. Und auch den Mut zu haben, live zu malen, angesiedelt zwischen Improvisation und Spontanität. Er sucht nach immer neuen Ideen in sich. Er testet aus, was ihm möglich ist, ohne Verrat an sich selbst zu verüben, es gibt keine Beliebigkeit in seinen Arbeiten, wohl aber Individualität und Fantasie.

Es gab schon lange Zeit vor diesem Schritt in die Professionalität Menschen, die seine Arbeiten so gut fanden, dass sie nach Ausstellungsmöglichkeiten suchten. So kam 2013 die Ausstellung im Carousel du Louvre in Paris zustande. Da war er 24 Jahre alt. In der Erinnerung daran ist Romulo Kuranyi auch zehn Jahre später immer noch das große Staunen anzumerken. Diesen unglaublichen Schritt kommentiert er mit einem Lächeln und meint, da habe es ja nur noch bergabgehen können. Es ging aber nicht, im Gegenteil, es folgten immer weitere Ausstellungen. Und dann eben der schon beschriebene Schritt, sich beruflich ganz auf die Kunst einzulassen, den Weg von der Berufung zum Beruf zu gehen. Und damit, so sehe ich ihn und sein Werk, frei zu sein.

Zu diesem Punkt zu kommen, war ein Prozess. Zwischendurch auch mühsam und zeitraubend. Die „Facetten“ wie er sie nennt, man mag an Masken oder Porträts denken, die gab es immer, schon vor der professionellen Zeit, die er rückblickend als Zeit des Hobbies betrachtet. Keine Arbeit ohne diese Gesichter, die dem Betrachter frontal entgegenschauen, die Augen wie kleine Scheinwerfer. Sie sind sein Markenzeichen geblieben. Diese Facetten sind als symbiotische Wesen gestaltet, teils menschlich, teils aus dem Tierreich. Sie tauchen auf, sind ineinander verwoben, verknüpft, ein soziales Band von Fabelwesen, Zeichen seiner Innenwelt. Er hat schwarz-weiß gearbeitet und kam auf die Idee, mit Tusche auf Leinwand zu arbeiten. Ein Jahr hat er durchgehalten, bis die mühsame Tortur fertig gestellt war. Mit Tusche auf Leinwand: da müsste man schon aus Gründen der Unvereinbarkeit beider

Materialien abraten. Er gab aber nicht auf. Es war für ihn eine Zeit der Prüfung – um dann zu malen wie ein Dichter. Diese Bezeichnung stammt vom französischen Künstler Eric Decastro, einem guten Freund und Mentor. Er hat diesen Begriff gewählt, um auf die einmalige Handschrift von Romulo Kuranyi hinzuweisen, eine Schrift aus Ranken, Linien, Kurven und Verästelungen, die ganze Leinwände überzieht und aus der die Facetten hervorleuchten. Manche erinnern an Emojis oder Smileys und sie sind es, die den fröhlichen Menschen Romulo Kuranyi zeigen, seinen Humor, seine Lebensfreude, seine positive Haltung. Übersetzungen seines Ichs. Aber es sind auch nachdenkliche Momente zu finden, Trauer und Empfindsamkeit in einem Meer manchmal explodierender Farben auf Leinwand, auf Metall. Immer unverkennbar: Kuranyi.

Romulo Kuranyi mag das gar nicht so festlegen, welche Gefühle den Betrachter überkommen sollten bei der Betrachtung. Seelische Regungen sind keine Einbahnstraße, Freude und Trauer, Niedergeschlagenheit und Hoffnung sind gleiche Seelenkinder, so lässt er das alles frei nachfühlen und ausleben in der Betrachtung. Er beschäftigt sich mit Phänomenen der Quantenphysik und nutzt sie als Grundlage seiner Malerei. In seinen Ausstellungen kann eine Art Energieraum entstehen, der Bilder und Betrachter in ein Strahlenfeld energetischer Ströme einfügt.

Die Smileys schauen dich unverwandt an, sie scheinen darauf zu warten, begrüßt und gemocht zu werden. Sie tun das, weil Romulo Kuranyi genau so offen und zugänglich ist. Oder wie er das sagt: „Meine Kunst ist eine emotionale Liebesgeschichte“.

Eine Liebesgeschichte, die sich hin zu diesen Autos weiterzieht. Wie wäre man angesichts der Kleinwagen denn sonst auf die Bezeichnung „Knutschkugel“ gekommen, wenn es nicht auch Liebe gewesen wäre.

Museum

MAC 2

Laufzeit

29.09.2023 - 30.06.2024

Ausstellung

Romulo Kuranyi
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