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Ewald Förderer

Ewald Förderer

Ewald Förderer

„Wie alle war auch ich auf der Suche nach einem neuen geistigen Anfang“. Mit diesen Worten schilderte der Pfarrer Ewald Förderer seinen Wunsch nach einem Neuanfang nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Geleitet von der Suche nach äußerer Orientierung und innerem Halt begann der 1924 in Östringen bei Bruchsal geborene und 2001 in Singen verstorbene Geistliche sich für Ausdrucksformen der Kunst seiner Zeit zu interessieren und sah darin die Chance zu einem Aufbruch in eine bessere Zukunft. „Ich brauche und schätze die Kunst und erfahre durch sie eine Daseinserweiterung“, erklärte er seine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst nach 1945, aus der im Verlauf von rund fünf Jahrzehnten eine umfangreiche und bedeutende Sammlung erwuchs, die zu den wichtigsten Privatkollektionen der Moderne im deutschen Südwesten zählt. 1994 stiftete Förderer diese Sammlung der im Jahr zuvor gegründeten Südwestdeutschen Kunststiftung mit dem Anliegen, die Werke zu bewahren, zu pflegen und der kunstinteressierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seither bildet die Sammlung Förderer den Grundstock und das Herzstück der Südwestdeutschen Kunststiftung in Singen. Als passionierter Privatsammler verfolgte Ewald Förderer keine systematische Eingrenzung auf bestimmte Künstler, Themen oder Motive. Mit vielen Malern war der Theologe persönlich bekannt, verfolgte ihren Weg als verständnisvoller Freund und wirkte als engagierter Mentor und Mäzen. Stets vertraute er auf sein eigenes ästhetisches Empfinden, wodurch eine ausgesprochen vielgestaltige Sammlung unterschiedlichster Künstlergenerationen, Stilrichtungen und Bildauffassungen zustande kam. Gleichwohl spiegelt die Sammlung das facettenreiche Profil der Kunstentwicklungen im Südwesten von der Nachkriegsmoderne der späten 40er bis zur Mitte der 90er Jahre wieder. Die Gemälde, Aquarelle, Druckgrafiken und Zeichnungen offenbaren damit exemplarisch das breite Spektrum der Positionen im vielschichtigen regionalen Kunstgeschehen. Als ein Schwerpunkt dominiert in der Sammlung Förderer das durchaus zeittypische, spannungsreiche Wechselspiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, konkreter Formgebung und freier Ausdrucksgeste. Gerade daraus bezieht das Konvolut der Werke seinen besonderen Reiz. Klangvolle Namen wie Max Ackermann, Horst Antes, Walter Becker, HAP Grieshaber, Erich Hauser, Walter Herzger, Herbert Kitzel, Georg Meistermann, Rudolf Schoofs, Walter Stöhrer, Fritz Winter und viele andere eröffnen den Blick auf die Haupt- und Nebenwege der südwestdeutschen Kunstgeschichte nach 1945 zwischen dem Bodenseeraum und den Kunstzentren in Karlsruhe und Stuttgart.

Die rund 350 Arbeiten von 80 Künstlern spannen den Bogen von der frühen Abstraktion über die Avantgarde der informellen Malerei der 60er und der Neuen Figuration der 70er Jahre bis zu konstruktiven und expressiven Strömungen und die Stilpluralismen der 80er und 90er Jahre. Die tief empfundene Religiosität des Sammlers artikuliert sich mitunter in der Wahl seiner Objekte. So zeigte sich Förderer besonders empfänglich für das Immaterielle, Transzendente und Philosophische jenseits der äußeren Dingwelt, woraus seine Faszination für gegenstandslose Kunst resultierte, die in der Sammlung breiten Raum einnimmt. Zahlreiche Werke atmen eine starke Innerlichkeit und bestechen durch eine kontemplative Durchdringung von Farbe und Raum, Linie und Fläche. Dabei ergänzen sich regionale, überregionale und internationale Tendenzen sowie arrivierte und weniger bekannte Künstlernamen. Die Werke der ersten Nachkriegsphase zeigen vielfach ein Anknüpfen an die Tradition der Klassischen Moderne. Maler wie Walter Becker, Paul Ebell, Walter Herzger oder Frowald Häusler verarbeiten Einflüsse aus Expressionismus, Kubismus, expressivem Realismus und Bauhaus. So offenbart Beckers Gemälde „Café II“ (Abb.1) formale Anklänge an den schroffen Malstil der „Brücke“-Künstler und erinnert vor allem an die nervösen Großstadtszenen von Ernst Ludwig Kirchner. Im Kontrast dazu erscheinen die zeitgleichen, völlig ungegenständlichen Kompositionen von Max Ackermann, Alfred Manessier, Fritz Ruoff und Fritz Winter. Den kühnen Aufbruch in künstlerisches Neuland erlebte der Südwesten in den 60er Jahren an den Akademien in Karlsruhe und Stuttgart mit Protagonisten wie Grieshaber, Antes, Stöhrer, Meistermann, K.R.H. Sonderborg oder Otto Herbert Hajek, deren Werke ebenfalls in der Sammlung zu finden sind. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden Werke mit thematischer Ausrichtung auf religiös-biblische Gehalte und den humanistisch geprägten Blick auf das Dasein des Menschen. So galt Förderers besonderes Interesse dem Schaffen seines einstigen Studienfreundes Emil Wachter, dessen gleichnishafte Bildwelt mit einem größeren Werkkomplex in der Kollektion vertreten ist. Mit über 100 Arbeiten konnte Förderer die wichtigste Privatsammlung dieses Hauptmeisters moderner religiöser Kunst im Südwesten aufbauen. In Wachters Bildern wie etwa dem 1964 entstandenen „Ecce Homo“ (Abb. 2) ist die Figur des Menschen mit expressiver Ausdrucksgebärde deformiert, um daraus eine Neuschöpfung von allgemeingültiger Wirkung erwachsen zu lassen und das Religiöse besonders eindringlich zu vergegenwärtigen. Seine Sujets aus dem Alten und Neuen Testament sowie die Landschaften und Stillleben offenbaren die Intentionen des Sammlers, der in der aktuellen Kunst seiner Zeit vor allem neue Vorstöße in geistige Dimensionen mit existentiellen Aussagen zu erfahren suchte.

Zu den bedeutenden Höri-Künstlern in der Sammlung Förderer zählt der Maler Walter Herzger. Mit seiner zeichenhaften Verknappung der Motive und der Konzentration auf das Wesentliche entwickelte er eine ganz eigenständige, erzählerische Bildsprache, die Ewald Förderer sehr schätzte. Mit Arbeiten von Meistermann und Winter besitzt die Sammlung herausragende Stücke der geometrischen und lyrischen Abstraktion der 50er bis 70er Jahre. Erfüllt von poetischer Ruhe, meditativer Grundstimmung und transparenter Farbkraft präsentiert sich Meistermanns Arbeit „Blatt in Blau“ von 1975 (Abb.3). Momente des Düsteren und Melancholischen sprechen wiederum aus den Bildern von Kitzel, der mit einem Passions-Zyklus in der Kollektion vertreten ist. Eine furios entfesselte Farb- und Formdramatik kennzeichnet die Arbeiten des Grieshaber-Schülers Stöhrer. Prozesse der urbanen Moderne wirken in den Druckgrafiken und Zeichnungen von Sonderborg und Schoofs. Konzeptuelle Farbraummalerei der 60er und 70er Jahre prägt den Ausdruck der flächentektonischen Gemälde des Baumeister-Schülers Emil Kiess aus Trossingen. Als ein Einzelgänger der regionalen Moderne erscheint Günter Scholz, dessen Kompositionen mit radikaler Dynamik das Kräftefeld zwischen Fläche, Linie und Farbe ausloten. Anknüpfend an die Sammeltradition von Ewald Förderer konnte die Südwestdeutsche Kunststiftung kürzlich den Nachlass des 2011 verstorbenen Malers übernehmen und sichern.

Doch Förderers Sammlerambitionen gingen auch über die Grenzen des Südwestens hinaus. Frische Impulse von außen markieren die Werke von Alfred Manessier, wichtiger Vertreter der „École de Paris“, von Paolo Minoli, Meister der Konkreten Kunst in Italien, sowie Carl Liner, führender Maler der Abstraktion in der Ostschweiz.
Mit ihrer beeindruckenden Fülle an Namen, Positionen und Strömungen reflektiert die Sammlung Förderer beispielhaft die lebendige Kunstszene im Südwesten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und sie lässt deutlich werden, dass sowohl Gegenständlichkeit als auch Abstraktion immer gleichzeitig präsent und bedeutsam waren, und dass jene von Spannungen und Widersprüchen, Dialogen und Reibungspunkten geprägte Parallelentwicklung des vermeintlich Ungleichen die eigentliche Faszination der zeitgenössischen Moderne ausmacht. Mit dem hochkarätigen Fundus der Sammlung Förderer als Kernbestand verfügt die Südwestdeutsche Kunststiftung seit ihrer Gründung über eine solide Basis, auf der seither kontinuierliche Aufbau- und Erweiterungsarbeit geleistet wurde. Eine konzentrierte Auswahl an Highlights der Sammlung Förderer präsentierte die Südwestdeutsche Kunststiftung 2008/09 in der Sonderausstellung „Moderne im Südwesten“ in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch.

Dr. Andreas Gabelmann, Kunsthistoriker
März 2012, Radolfzell

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Alle Kunst ist Nachahmung der Natur. Dem Sammlungsbestand wurde ein angemessenes wohltuendes Ambiente geschaffen.

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Mit seinem neuen Wahrzeichen aber wird Singen in den nächsten Monaten vielleicht einen ähnlichen Popularitätsschub wie Bilbao verzeichnen, das dank seines spektakulären Guggenheim-Museums von Frank O. Gehry von der grauen Industriemaus zum Touristenmagneten aufstieg.

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